Tabaka Derby Messer's Gesammelte Horrorgeschichten - Band III
Sieben Gruselgeschichten & zwei Gedichte       ©  2007  Heike Hilpert, Selbstverlag

    Titel
    Vorwort
    Inhalt
    Im Pappkarton
    Der Herr der Pillen
    Requiem
    Weihnachts(schauer)märchen
    Gespräch mit einer Tapete
    Vorsicht! Bissige Nachbarn!
    Bilderwelten
    Einsamer Wanderer im All
    Unsterbliche Rose
    Information zur Autorin
    Literaturhinweis
    Impressum

Requiem*

In dunklem, kaltem Schatten
hab ich den Tag verbracht.
Vom Mondlichte, dem matten,
bin nachts ich aufgewacht.
Alles war wie immer,
als Schlimmes mir geschah.
Der Mond warf seinen Schimmer
ins Zimmer - mir ganz nah.

In meinem Sessel saß ich,
war eingeschlafen schon.
Die Wanduhr, sie vergaß mich,
blieb stehen mir zum Hohn.
Der Zeit stockte der Atem.
Es wurde heller bald.
Die Sonne schien zu laden
zum Wandern - mir war kalt.

Sie strahlte wirklich gleißend,
doch wärmte sie mich nicht.
Die Sonne, Glück verheißend,
lenkte ab ihr Licht.
Verlor mein Gottvertrauen,
wusst' nicht, wie mir geschah,
traf Wesen, solche grauen,
die nie vorher ich sah.

Von diesen düstern Leuten
bin einer ich - bei Gott!
Doch was hat's zu bedeuten?
Bin ich vielleicht schon tot?
Ich konnte sie nicht zwingen
zu sagen, wer sie sind.
Materie zu durchdringen
gelingt auch mir geschwind.

Ohne Durst und Hunger
lauf ziellos ich umher.
Und einen sanften Schlummer,
den brauch ich nimmermehr.
Die Nacht senkt ihre Schwingen.
Ich steh vor meinem Haus.
Was meiner harrt da drinnen,
mal ich mir schrecklich aus.

Ich durchquer die Mauer
und danach die Wände.
Mich überkommt ein Schauer.
Ich lege meine Hände
auf einer Türe Klinke.
Ich steh vor meinem Raum.
Es scheint, dass ich versinke
in einen fernen Traum.

Vielleicht sitzt in dem Sessel
mein Leib in ew'ger Ruh.
Der Angst eiskalte Fessel
schnürt mir die Kehle zu.
Ich drück die Klinke nieder.
Gewissheit will ich jetzt!
Es zittern mir die Glieder,
der Anblick mich entsetzt.

Ich sehe meine Leiche,
die Augen trüb und weit.
Von mir selbst ich weiche,
alles in mir schreit!
Mein Auge ist gebrochen,
die Seele ist befreit,
steif sind meine Knochen.
Die Uhr verschweigt die Zeit.

Das Leben ist entwichen,
ging plötzlich über Nacht.
Es ist so schnell verstrichen,
zu schnell in Anbetracht
der vielen, vielen Dinge,
die ich noch nicht beendet,
die ich auch nie vollbringe,
wenn's Schicksal sich nicht wendet.

Doch wie soll es sich wenden?
Mein Los, es ist bestimmt.
Mein Dasein hier wird enden,
ein anderes beginnt.
Schon fühl ich mich ermatten.
Ich blicke auf das Fenster.
Gehüllt in dunkle Schatten
erscheinen nun Gespenster.

Weshalb sie mich beehren,
ist mir ganz unbegreiflich.
Und wie sie sich vermehren!
Mein Tod ist unausweichlich.
Konturen von Gestalten,
die mich selbst kopieren,
im Raume herrisch walten
und über mich regieren.

Ums Herz wird mir viel enger.
Auf schmalem Grat ich wander.
Die Schatten werden länger,
sie fließen ineinander,
vereinen sich zu Schaum,
verfinstern dann das Zimmer.
Ich fall in einen Traum -
den Traum, der währt für immer.

Der Tod kommt angeschlichen
im schwarzen Kleid der Nacht.
Die Farben sind verblichen,
ein fades Grau erwacht.
Schatten liegen tonnenschwer
auf meinem Haupt, dem kalten,
und meinen Augen, starr und leer.
Ich gehe zu den Alten.



* Zusammenfassung und Fortsetzung der Kurzgeschichte »Im Schatten« aus »Messer's Gesammelte Horrorgeschichten - Band I« (Anm. v. T. D. M.)      [«]
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